WiGe | Wohnen in Gemeinschaft
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Leitbild der Baugemeinschaft für das gemeinschaftliches Mehrgenerationenwohnprojekt ‚WiGe‘ in Radolfzell

Leitbild der Baugemeinschaft für das

gemeinschaftliche Mehrgenerationenwohnprojekt ‚WiGe‘ in Radolfzell

Präambel

oder „Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch geschwisterlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht.“ (Nazim Hikmet)

  • In unserer Baugemeinschaft finden sich Menschen zusammen, die eine neue gemeinschaftliche Form des Zusammenlebens praktizieren wollen.
  • Wir wollen einen zukunftsweisenden Beitrag leisten zu einem selbstbestimmten, nachhaltigen und somit ökonomischen, ökologischen und sozialen Leben in unserem Wohnquartier.
  • Wir gehen davon aus, dass der derzeitige gesellschaftliche Wandel auch zu einem Wandel des Wohnens und Lebens führen wird.
  • Im Sinne der Nachhaltigkeit und der Gemeinwohlorientierung teilen wir die Vision, dass ein gutes Leben für alle möglich ist. Für die gegenwärtigen Generationen genauso wie für die zukünftigen Generationen, unabhängig von Alter, Lebens- und Vermögensverhältnissen, Berufs- und Bildungshintergrund oder Staatsangehörigkeit.
  • Unsere Vision von lebenswerten Gesellschafts- und Lebensformen und einem zukunftsweisenden Handeln orientiert sich an Grundprinzipien wie dem Wohl der Erde (ökologisch), dem Wohl des Menschen (sozial) und dem gerechten Teilen aller Ressourcen (ökonomisch).
  • Unsere Vision von einem gemeinschaftlichen und konstruktiven Miteinander orientiert sich an einer Kultur der achtsamen Kommunikation und den Werten von gelingenden Beziehungen wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Wertschätzung, Kooperation, gegenseitige Hilfe und Teilen.

 

Leitziele

oder „wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Kämpfen.“ (Paul M. Zulehner)

Mitbestimmung und Gleichberechtigung

Wir konzipieren, planen, bauen, organisieren und betreiben unser Lebens- und Wohnumfeld als gemeinschaftliches Projekt.

Die Mitwirkenden können von der Planungsphase bis zum täglichen Zusammenleben mittels verschiedener Gremien gleichberechtigt mitbestimmen. Wir arbeiten selbstorganisiert und selbstverantwortlich und wir sehen uns in einem Entwicklungsprozess, auch über die Fertigstellung des Wohnprojektes hinaus.

Vielfalt der Lebensformen

Wir integrieren alle Generationen sowie unterschiedliche Lebensentwürfe und Eigentumsverhältnisse. In einer bunten Vielfalt der Lebensformen (Familien, Alleinerziehende, Paare, Singles, Menschen mit Handicap, Migranten, Studenten, Wohngemeinschaften, …) leben Menschen jeden Alters in einer ausgewogenen Durchmischung.

Kinder betrachten wir als Bereicherung unseres Lebens.

Den BewohnerInnen wollen wir bis ins hohe Alter ein möglichst langes Verbleiben im vertrauten Wohnumfeld ermöglichen.

Menschen mit Handicap und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen wollen wir die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.

Flexible Wohnungsgrößen ermöglichen die Anpassung an sich ändernde Lebensumstände. Die Wohnungen, Häuser und das Außengelände werden weitgehend barrierefrei gestaltet.

Gemeinschaftliches Leben

Wir verbinden individuelle Freiheit und lebendige Gemeinschaft.

Wir wissen, dass das Wohlergehen jedes Einzelnen mit dem Wohlergehen der Gemeinschaft verknüpft ist und sind bereit, persönliche Bedürfnisse mit denen der Anderen auszubalancieren.

Freiwilliges Engagement und gemeinsame Aktivitäten bringen die Bewohner im täglichen Umgang einander näher. Dabei wollen wir Toleranz und gegenseitiges Verständnis entwickeln und uns in unserer Verschiedenheit wertschätzen. Gemeinschaftlich nutzbare Räume und Freiflächen schonen Ressourcen und fördern Begegnung und Austausch.

Die Bewohner entwickeln ein System der freiwilligen gegenseitigen Hilfe. Das nachbarschaftliche Zusammenleben bietet Schutz und Sicherheit bei gleichzeitiger Wahrung der Individualität.

Gemeinschaftliche Flächen und Einrichtungen bilden den Mittelpunkt der Wohnanlage. Außenanlagen bestehen hauptsächlich aus Gemeinschaftsflächen.

Gesundes und umweltfreundliches Leben

Wir bauen und leben umweltbewusst; so tragen wir dazu bei, die Lebensgrundlagen aller Lebewesen zu erhalten. Wir verwenden gesundheitsverträgliche und umweltschonende Baustoffe und Baukonstruktionen. Energieeinsparung trägt zum Klimaschutz bei. Die Außenbereiche werden naturnah gestaltet. Durch Geschosswohnungsbau, die gemeinsame Nutzung von Räumen sowie Verzicht auf Parkplätze erreichen wir einen geringeren Flächenverbrauch. Durch weitgehenden Autoverzicht der BewohnerInnen und die Mitgestaltung eines lebenswerten Wohnumfeldes mit guten Anbindungen für Fahrrad und öffentlichen Verkehr leisten wir einen Beitrag zur Verkehrsverminderung.

Durch eine möglichst hohe Nutzungsflexibilität der Gebäude handeln wir nachhaltig. Durch das Teilen von Gebrauchsgütern schonen wir Ressourcen. Durch einen umweltbewussten Konsum leisten wir einen Beitrag für mehr Gerechtigkeit im Wirtschaftskreislauf.

Kommunikation und Konfliktbewältigung

Wir streben eine von allen getragene achtsame und wertschätzende Gesprächs- und Konfliktkultur an.

Wir handeln verantwortungsbewusst und kooperativ.

Wir gehen respektvoll und tolerant miteinander um.

Wir kommunizieren offen und ehrlich miteinander.

Wir können uns aufeinander verlassen, um Unterstützung bitten und Unterstützung geben und annehmen.

Wir gehen konstruktiv mit Konflikten um, tragen sie so zeitnah wie möglich aus und holen uns, falls nötig, Hilfe von außen.

In einem gleichberechtigten Miteinander vermag jeder seine eigenen unterschiedlichen Fähigkeiten und Qualitäten in die Gemeinschaft einzubringen.

 

Realisierung

oder „wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.“ (Kurt Marti)

  • Wir führten die Projektplanung mit Unterstützung eines professionellen Beraters und Experten durch. Rainer Kroll von der wohnprojektberatung und entwicklung GmbH, Karlsruhe begleitete das Vorhaben von Anfang an.

Um rechtlich und wirtschaftlich handlungsfähig zu sein, haben wir die Planungsgemeinschaft Gemeinschaftliches Mehrgenerationen-Wohnen in Radolfzell GbR gegründet, die in die Baugemeinschaft mündete. Gleichzeitig suchen wir durch Informationsveranstaltungen und Stammtischabende, bei denen wir die Interessenten persönlich kennenlernen können, nach neuen und weiteren MitwirkerInnen.

Die Wohnungen werden in der Reihenfolge des Eintritts der jeweiligen Partei vergeben.

Die Kosten für die Wohnung sind nicht nur von der qm-Zahl abhängig, sondern auch von der jeweiligen Lage und Ausrichtung der Wohnung.

  • Durch die Konzipierung des Projektes auf mindestens ca. 70 Wohneinheiten werden vielfältige Initiativen und Gemeinschaftsräume und Gemeinschaftseinrichtungen in einer relevanten und interessanten Größenordnung möglich, mit Ausstrahlung in die Nachbarschaft und das gesamte Wohnquartier. Diese Einrichtungen und Räumlichkeiten sollen der gesamten Nachbarschaft mit angeboten werden.
  • Im Rahmen eines betreuten Gruppenentwicklungsprozesses werden unterschiedliche Eigentumsformen, vom Wohnen zur Miete über genossenschaftliches Wohnen bis zu Wohnungseigentum möglich.
  • Durch das Angebot an unterschiedlichen Bauweisen: vom Einzel-, Doppel- oder Reihenhaus bis zu mehrgeschossigem Wohnungsbau werden vielfältige Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen finanziellen Hintergründen und Interessen angesprochen.
  • Wir versuchen mit möglichst hohen ökologischen und qualitativen Standards zu bauen:

- Nachhaltiges Bauen z.B. durch Passivhaus/ Energie+ Häuser, Energie+ Quartier

- wohngesunde Baustoffe

- durchgehende Barrierefreiheit bis zu den Wohnungstüren

- Barrierefreiheit/Rollstuhlgerechtigkeit in den Wohnungen nach individueller
  Festlegung (baurechtliche Vorgaben)

- Mehrgenerationenhaus mit Schaltzimmern bzw. Schaltwohnungen

- Angebot eines vielfältigen Wohnungsmixes, wie z.B. Clusterwohnungen,
  Gemeinschaftswohnungen etc.

- Räume zur gemeinschaftlichen Nutzung, z.B. Multifunktionsraum mit
  Gemeinschaftsküche, Werkstatt, etc.

- Gästewohnung/flexible Zimmer

- (betreute) Wohngemeinschaften für Menschen mit Pflege-/Assistenzbedarf

- Gemeinschaftsstellplätze, ggf. Tiefgaragen um autoarme (blechfreie) großzügige
  Grünanlagen zu ermöglichen

- Gemeinschaftliche Außenräume, Gemeinschaftsgarten

  • Um den sozialen Mehrwert aller Mitwirkenden möglichst groß zu halten ist ein attraktives Angebot an bedarfsgerechten Hilfen und haushaltsnahen Dienstleistungen vorgesehen:

- organisierte Nachbarschaftshilfe bzw. Gründung eines
  Nachbarschafts-/Quartiersvereins zur Einrichtung verschiedenster Arbeits- und
  Interessengruppen

- Servicestützpunkt/Quartiersmanager als Koordinationsstelle zur Organisation von
  Unterstützung, Betreuung und Pflege sowie zur Organisation des Zusammenlebens im
  +Wohnquartier

- Ambulanter Pflegedienst mit 24h-Präsenz

- Integration von Gewerbe- und Dienstleistungseinheiten im Umfeld von Gesundheit
  (Arzt, Physiotherapie…) oder für den täglichen Bedarf

- Kinderbetreuung

- Geschützte Spielplätze

- Inklusive Wohnprojekte

- Werkstätten/Ateliers

- Veranstaltungsräume

- Begegnungsstätte für Bewohner und für die Öffentlichkeit mit bewirtschaftetem
  Bistro

- Teilen von Gebrauchsgegenständen wie carsharing, bikesharing, Leihbörsen für
  Gebrauchsgegenstände

- Einrichtung einer Tauschwährung, bzw. eines Talente-Pools

- Einrichtung einer Einkaufs-COOP

Das Leitbild soll für alle Bewohner verbindlich sein. Es bildet die Grundlage für unser gemeinschaftliches Zusammenleben und ist unser Beitrag für ein bürgernahes, modernes, zukunftsweisendes Wohnen und Leben.

                           

                                        aufbrechen

                                 in offenheit den blick lenken

                                        auf den einen nächsten schritt

                                        tief durchatmen

                                        und dann allen mut zusammennehmen

                                        und aufbrechen

                                        ins ungewisse

                                        heute

                                        wie gestern

                                        wie jeden morgen

                                        neu

                                                                                          (Annette Schulze)

 

 

Historie:

Im Protokoll des Arbeitskreises vom 24.07.2017 steht:

"... Leitbild
Wir haben unsere jeweiligen Ideen, Wünsche und Vorstellungen zum Leitbild für das Projekt wige vorgestellt und schriftlich zusammengefaßt.
..."

Im Protokoll der Gesellschafterversammlung vom 20.09.2017 steht:

"... 2 Projektentwicklung ...

• Leitbild
- Vorstellung und Würdigung, Nachschau zum Prozess, weitere Hinweise und Anregungen. Art: Information, Diskussion. Zuständig: Alle
- Verabschiedung. Art: Entscheidung. Zuständig: Planungsgemeinschaft GbR

..."